Über mehrere Tage wandern und dann auch noch in den Anden zwischen 2200 - 3400 Metern und mit Temperaturschwankungen von 10 bis 35 °C. So etwas haben wir noch nie gemacht und das klang für uns nach sehr viel Abenteuer. Trainiert haben wir vorher nicht und sind auch keine erfahrenen Wanderer, aber um nicht die Höhenkrankheit zu bekommen haben wir vorher ca. 5 Tage in Arequipa (2335 m) verbracht, um uns schon mal an die Höhe gewöhnen zu können. Zusätzlich haben wir gerne Koka-, Minz- oder Schokoladentee getrunken, um der Höhenkrankheit vorzubeugen.
Planung der Tour
Bevor wir eine Tour gebucht haben, recherchierten wir im Internet und haben einige Anbieter mit ziemlich vielen schlechten Bewertungen gesehen. Teilweise wurden den Leuten wohl nur Gutscheine mit auf den Weg gegeben, sie hatten keinen Guide und mussten sich irgendwie alleine zurechtfinden. Andere hatten schlecht organisierte Guides oder sogar betrunkene. Teilweise sind wohl auch die Gruppen ziemlich groß (15 - 20 Leute) und man wird quasi durch den Canyon gehetzt, um irgendeinen Zeitplan einzuhalten. Auch uns wurde von einem Hotel ein solcher Anbieter empfohlen, aber zum Glück haben wir nochmal selbst recherchiert und so Ventura Travel gefunden.
Dort sind die Touren zwar etwas teurer, aber die Bewertungen waren Top. Die Gruppen sind nämlich recht klein (2 - 5 Leute), man wird nicht durch den Canyon gehetzt und man startet zu einer humanen Uhrzeit zwischen 7 und 8 Uhr, statt um 4 Uhr morgens, wie es bei den meisten Agenturen üblich ist. Man kann hier zwischen einer 2- oder 3-Tagestour wählen. Wir entschieden uns für die 3-Tagestour, da wir nicht in Eile sind und uns mehr Zeit nehmen wollten. Die Autofahrt, Unterkunft für zwei Nächte, unser Guide, Eintrittskosten für das Naturreservat, Frühstück, Mittag- und Abendessen waren bei einem Preis von 260$ (pro Person) inklusive. Zusätzlich konnten wir auch den Transfer zu unserer nächsten Station (Puno) auf unserer Perureise über Ventura Travel buchen. Unser Gepäck wurde für die Zeit unserer Trekking Tour in dem Hotel deponiert, in dem wir unsere letzte Nacht verbracht haben. Es hat alles ganz reibungslos und unproblematisch funktioniert.
Colca Wanderung - Tag 1
Von unserem Hotel in Arequipa wurden wir von dem Fahrer und dem Guide (Melissa) mit unserem gesamten Gepäck abgeholt und sind nach Cabana Conde gefahren, wo unsere Tour starten sollte. Auf dem Weg dorthin sind wir durch das Naturreservat „Salinas y Aguada Blanca“ gefahren, wo wir sehr viele Vicuñas, Alpakas und Llamas sehen konnten. Wir konnten so oft und so lange anhalten wie wir wollten um Aufnahmen von den Tieren machen zu können und Alpakas zu streicheln. Andere Touranbieter machen maximal nur zwei Stopps und haben dabei immer die Uhr im Auge.
Wir haben am höchsten Punkt des Patapampa Passes bei 4910 m einen weiteren Stopp eingelegt. Die ungewohnte Höhe hat man durch ein leicht schwindliges Gefühl gemerkt, aber lange haben wir uns dort nicht aufgehalten. Von hier aus hatte man eine gute Sicht auf die umliegenden Vulkane, unter anderem konnte man den Berg Misti mit 5825 m Höhe, den aktiven 5976 m hohen Vulkan Sabancaya und den höchsten und ruhenden Vulkan Ampato mit 6288 m gut sehen. Letzterer wurde durch den Fund der Mumie Juanita bekannt. Die Aktivität des Sabancayas in Form von Dampfwolken konnten wir sogar live miterleben.
Nachdem wir in Cabana Conde (3200 m) angekommen sind, unser Gepäck abgegeben und uns gestärkt haben ging die Wanderung los. Gestartet sind wir an einem Punkt von ca. 3400 m Höhe und mussten etwa 1200 Höhenmeter den Canyon hinunter wandern. Unser Ziel war das kleine Dörfchen San Juan de Chuccho (2400 m), in dem wir unsere erste Unterkunft hatten. Der Weg dorthin schlängelte sich am Canyon entlang und ging relativ steil bergab. Unten im Canyon angekommen passierten wir eine kleine Hängebrücke, um den Colca Fluss überqueren zu können. Wenn man dort vom Grund des Canyons einmal nach oben schaut fühlt man sich so klein. Die massiven Berge sind wirklich sehenswert. Dann ging es auf der anderen Seite wieder steil bergauf. Als wir in unserer Unterkunft angekommen sind war es mittlerweile schon sehr dunkel und wir waren sehr müde von der 7 km langen, steilen und anstrengenden Wanderung. Deshalb ging es nach einem leckeren Abendessen auch direkt ins Bettchen.
Colca Wanderung - Tag 2
Da wir früh schlafen gegangen sind, waren wir am nächsten Tag fit und sind sogar schon vor dem Frühstück aufgestanden, um mit der Drohne zu fliegen. Das Frühstück war richtig gut und lecker. Es gab Pfannkuchen mit Banane und peruanischer Schokosoße und als Extra gab es noch Brötchen mit Rührei und Avocado. Bevor wir uns wieder auf die Wanderung begeben haben, bekamen wir noch Besuch von einem Huhn namens Pituca in unserem Zimmer. =) Wir haben nicht schlecht gestaunt als die Henne einfach in unser Zimmer spaziert und aufs Bett gehüpft ist. Es war auch nicht so einfach Pituca wieder rauszuschicken. Aber schließlich haben wir es geschafft und lustig war es auch. Scheinbar ist das Huhn daran gewöhnt im Bett zu schlafen. Das hat ein tolles Leben!
Am zweiten Tag ging es erst noch einmal für ca. 1 Stunde steil aufwärts zum nächsten Stopp auf 2650 m Höhe. Dort konnten wir unsere Wasservorräte auffüllen, ein Lucuma Eis schlecken und die kleinen und großen Meerschweinchen angucken. So niedlich! Hier heißen Meerschweinchen übrigens „Cuy“ und zwar weil das Geräusch, was sie von sich geben genauso klingt.
Wir haben auf dem Weg abwärts zur Oase viel von Melissa gelernt. In Peru gibt es drei wichtige Kakteen: die leckeren süßlichen Kaktusfrüchte stammen von dem Kaktus „Tuna“. Die sauren Früchte des „Sancayo“ werden vor allem für dem dort typischen Colca Sour verwendet. Und aus dem „San Pedro“ wird Ayahuasca hergestellt, ein Gebräu mit dem psychedelische Zustände hervorgerufen werden. Schamanen nutzen Ayahuasca vor allem zu medizinischen Zwecken.
Außerdem haben wir einen interessanten Parasiten kennenlernet, der vor allem Feigenkakteen befällt. Dieser Parasit, die Cochenilleschildlaus, wird hier nicht als Plage erachtet, sondern sogar gewollt gezüchtet, zur Gewinnung von dem roten Farbstoff Karmin. Auf der Pflanze sehen die Schildlauskolonien zuerst wie weiße Aschekrümel aus, doch wir waren mehr als erstaunt, als unser Guide die kleinen weißen Kügelchen in der Handfläche zerdrückte und sich ihre Hand intensiv rot färbte. Träufelt man ein paar spritzer Zitronensäure darauf, verblasst das Rot zu einem leuchtenden Orangeton. Früher hat man den natürlichen Farbstoff zur Herstellung von Schminke, wie zum Beispiel Lippenstift verwendet und ein Kilo dieser Läuse hat etwa 300 $ gekostet, was zu der Zeit enorm viel wert war. Heute werden vor allem künstliche Farben verwendet, sodass die gleiche Menge nur noch 1,5 $ kostet. Wir haben noch viel viel mehr über die heimischen Pflanzen und deren Nutzen erfahren, sodass die Tour durch die wunderschöne Landschaft auch noch richtig lehrreich und interessant war.
Als wir nach weiteren 2,5 Stunden und insgesamt 10 km endlich am Grund des Canyons in der Oase auf 2200 m Höhe angekommen waren, konnten wir es nicht erwarten in den Pool zu hüpfen und uns zu erfrischen. Wir hatten genug Zeit um die Kulisse zu bestaunen und uns zu entspannen, bevor wir zu dem wohl anstrengendsten Teil unserer Trekking Tour kamen. Nach dem Lunch ging es nämlich in 3,5 Stunden einen 6 km langen Weg steil aufwärts. Dabei galt es ca. 1200 Höhenmeter zurückzulegen. Wir waren so erschöpft und müde und uns taten so langsam die Beine weh, aber wir waren stolz als wir oben in Cabana Conde angekommen sind. Noch dazu bei einem herrlichen Sonnenuntergang zwischen der Schlucht des Canyons.
Colca Wanderung - Tag 3
Am dritten und letzten Tag mussten wir zum Glück nicht mehr viel Laufen. Vor allem bei mir hat sich ein tierischer Muskelkater bemerkbar gemacht. An diesem Tag sind wir überwiegend mit dem Auto gefahren und haben auf unserem Weg zu den heißen Quellen in Chivay noch an mehreren Stationen angehalten.
Am Cóndor Aussichtspunkt bei 3800 m Höhe konnten wir ganz aus der Ferne ein paar Andenkondore beobachten. Die männlichen Neuweltgeier zählen mit bis zu 15 Kilogramm und mit einer Spannweite über 300 Zentimeter zu den schwersten und größten Greifvögeln. Nach den tollen Eindrückten machten wir noch beim Lari Aussichtspunkt und bei den Gräbern von Choquetico halt. Neben der schönen Aussicht konnten wir beim Lari Viewpoint endlich die Frucht des Sancayo Kaktus probieren, sowie den Colca Sour. Das Aussehen erinnert an eine Kiwi, aber der Geschmack ist säuerlich wie eine Zitrone. Ich fand’s ziemlich lecker. Außerdem konnte ich dort noch ein Babyalpaka auf den Arm nehmen.
Bei Choquetico konnte man nicht nur die hängenden Gräber sehen, sondern auch alte Steine aus Inca-Zeiten begutachten. Auf den Steinen haben die Incas Pläne zur Bewirtschaftung ihrer Agrarflächen erstellt. Wirklich verblüffend, diese Ähnlichkeit zwischen den alten Steinplänen und den heute noch landwirtschaftlich genutzten Terrassen. Zum Schluss konnten wir uns in den heißen Quellen in Chivay entspannen. Das wirkte dem Muskelkater so unendlich gut entgegen!
Wir haben in den 3 Tagen so schöne Erfahrungen gemacht, viel gesehen, viel erlebt und vor allem viel gelernt. Wer jetzt auch Lust hätte auf so eine Wanderung, aber sich die anstrengende Tour nicht zutraut, dem können wir die Colca Trekking Tour trotzdem empfehlen. Denn für weniger als 16 € kann man sich für jeweils eine Strecke einen Esel oder ein Maultier „mieten“, das einen durch die Landschaft trägt, wenn man es selber nicht mehr schaffen sollte. Für das Tier ist es sicherlich nicht so angenehm, aber es wäre im Notfall immer eine Option gewesen, falls man doch mal schlapp macht. Wir sind so froh gewesen dieses Abenteuer erlebt und es mit unserer eigenen Muskelkraft geschafft zu haben!
Unsere Eindrücke und Erfahrungen auf dieser Wanderung haben wir wieder auf Film festgehalten und freuen uns, wenn euch das Video gefällt. Am besten abonniert ihr gleich noch unseren Youtube Kanal, damit ihr nichts mehr verpasst. Viel Spaß beim ansehen!